TB 85: Tierrettung im Gaza-Streifen
Der Gaza-Konflikt 2014 („Operation Protective Edge“ der israelischen „Verteidigungs“-Streitkräfte) hat nicht nur rund 2.000 Menschen das Leben gekostet (jedes vierte Todesopfer ist laut UNICEF ein Kind), sondern auch vielen Tieren. In dem Bisan-Zoo in Beit Lahiya wurden während der Kämpfe mehr als 80 Tiere getötet. Mit einem Militärkonvoi ist eine österreichische Delegation der Tierschutzorganisation Vier Pfoten über die ägyptische Sinai-Halbinsel zu einem Rettungseinsatz in das zerstörte Gebiet gekommen.
Besucher_innen des Al-Bisan-Zoos im nördlichen Gazastreifen bietet sich ein bedrückendes Bild der Zerstörung. Tiefe Einschlaglöcher zeugen von massiven Angriffen während des Gaza-Kriegs. Viele zerstörte Tiergehege sind nur notdürftig zusammengeflickt.
Auch Käfige sowie die Wasser- und Stromversorgung sind bei massiven israelischen Angriffen aus der Luft und vom Boden aus beschädigt worden. Verletzte und verstörte Tiere mussten bereits tagelang ohne Wasser und Futter in vollkommen zerstörten Gehegen ausharren.
Neben den lebenden Tieren lagen Skelette und Kadaver von bei Luftangriffen getöteten Tieren. Während des Bombardements konnten die Pfleger sich nur unter Gefährdung ihres eigenen Lebens um die Tiere kümmern.Laut dem Direktor Schadi Hamad ist der Zoo drei Mal beschossen worden.
Tierschützer_innen von Vier Pfoten haben mit Futter, Wasser und dringenden Medikamenten den überlebenden 70 Zootieren geholfen. Einige Tiere mussten an Ort und Stelle notoperiert werden. Die wenigen Überlebenden sind traumatisiert, krank und schwach.
Die tz München hat den Tierarzt interviewt, der bei dem Einsatz dabei war. „Dank der guten Kontakte von Vier Pfoten haben wir als einzige Organisation eine Ausnahmegenehmigung bekommen, um nach Gaza zu reisen. Die Reise war sehr gefährlich, insbesondere der Abschnitt durch Nord Sinai-Ägypten. Wir mussten uns vor Attentätern und Überfällen schützen.“
Auch hatte Amir Khalil befürchtet, dass sie angesprochen würden, warum den Tieren geholfen würde, während doch so viele Menschen dort sterben. Aber alle Menschen seien der Meinung gewesen, dass diese Tiere nicht leiden dürfen und es wichtig sei, ihnen zu helfen.„Die Tiere können ja nichts für den Krieg. Ich glaube, dass die Rettung dieser Zootiere für die Bevölkerung ein Signal der Hoffnung ist.“
Die österreichischen Tierschützer_innen wurden unterstützt von ESAF, MENAW, Palestinian Animal League und Dina Zulfikar. Die drei Löwen aus dem Zoo von Gaza sind Anfang Oktober 2014 in Amman, Jordanien angekommen (zwei Mal mussten sie neu verladen werden, erst an der israelischen Grenze, dann an der jordanischen), dort errichtet Vier Pfoten ein neues Tierschutzzentrum, das „Al Ma’wa for Nature and Wildlife“, wo künftig gerettete Wildtiere aus der ganzen Welt ein artgemäßes Zuhause finden sollen.
Sobald die neuen Gehege fertiggestellt sind, können dort auch die drei ehemaligen Zoo-Löwen ihr endgültiges, lebenslanges Zuhause beziehen. Auch für die verbleibenden etwa 30 Tiere (darunter ein Makake, Grünmeerkatzen, Wildkatzen, Wölfe, Strauße, Greifvögel, Stachelschweine und ein Krokodil) wird es eine Lösung geben – vor Ort; mittels Schulungen und finanzieller Unterstützung.
Viola Kaesmacher
Symbolbild Krokodil Zoo: pixabay
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