TB 72: Schwere Vorwürfe gegen Delfinhaltung im ConnyLand
Demnach soll ConnyLand den Tod von zwei Delfinbabys verschwiegen haben. Hinter den Kulissen des Delfinariums haben die Tierschutz-Organisationen erhebliche Mängel entdeckt und berufen sich zusätzlich auf einen Informanten aus dem MitarbeiterInnenkreis des ConnyLand-Delfinariums.
Nach Angaben des St. Galler Tagblatt hat der Freizeitpark ConnyLand reagiert und eine superprovisorische Verfügung gegen beide Organisationen erwirkt. Demnach dürfen sie das ConnyLand nicht mehr der Tierquälerei bezichtigen.
In dem Vergnügungspark befinden sich fünf Delfine, davon zwei Wildfänge. Eine Delfinmutter wurde mit ihrem im Mai geborenen Baby separat von den anderen Tieren in einer Delfinhalle gehalten. Die anderen Tiere seien dadurch ohne Schattenbereiche permanent in den Außenbereichen der heißen Sommersonne ausgesetzt gewesen. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass Delfine Sonnenbrand bis hin zu karzogenen Prozessen bekommen können.
Weiter wird bemängelt, dass das Delfinarium im Außenbereich lediglich auf einer blauen Plane mit relativ niedrigem Wasserstand errichtet wurde, die bei einem Schaden reißen könnte und dies bei einem Auslaufen des Wassers unweigerlich zum Tod der Delfine führen könnte. Ein Delfin wird mit einem Schlauch ernährt. Hinter den Kulissen sollen absolut unhygienische Zustände herrschen, die keine Behörde richtig kontrolliere: Futtereimer und Inventar mit verrotteten Schuppen; steriles Wasser neben Mülleimern…
Die Todesliste der Delfine alleine in den letzten drei Jahren sei viel zu hoch und wird von WDSF und ProWal als bezeichnend für die Zustände im Connyland-Delfinarium deklariert. Jürgen Ortmüller, Geschäftsführer des WDSF: „Der Delfin Magic starb nach einer bakteriellen Infektion am 09. Mai 2008. Ein Delfinbaby des Delfins Chicky ist am 29. Juni 2008 neun Tage nach der Geburt offenbar ertrunken. Das Delfinbaby Silver, geboren am 30. Juni 2008, starb am 7. August 2008 vermutlich an einer Lungenentzündung. Die Delfindame Cheespa erhielt am 24. Juli 2009 eine Todesspritze. Ihre Krankheitsgeschichte liest sich wie ein schlechter Gruselroman. Secret, ein weiteres Delfinbaby, geboren am 27. August 2009, verstarb ohne bekannte Ursache am 13. September 2009. Der Delfinbulle Barchus starb an einem Nierenversagen am 22. Mai dieses Jahres. Somit belaufen sich die Todesfälle innerhalb von drei Jahren auf drei Delfinbabys und drei relativ junge Tiere.“
Dem ConnyLand-Betreiber, Robert Gasser, und dem behandelnden Tierarzt werden schwere Versäumnisse und Fehlentscheidungen bei der Behandlung des Delfins Cheespa vorgeworfen, die letztlich durch eine Todesspritze von ihren Leiden erlöst werden musste. So sei ihr zu lange Zeit das Medikament Prednisolone gegeben worden, das eine Immunschwäche verursachte. In der Folge sei der Delfin laufend an relativ harmlosen Infektionen erkrankt. Diese wären jedoch wiederum mit Antibiotika behandelt worden, die den Appetit schwächten. Auf ein Medikament gegen Anämie soll der Delfin mit Erbrechen reagiert haben und es wäre auch nach drei Tagen noch nicht abgesetzt worden, sodass das Tier in dieser Zeit kein Essen und Trinken bei sich behielte.
Die Meeresschutz-Organisationen Projekt Walschutzaktionen (ProWal) und das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) haben brisante Hintergrundinformationen mit Fakten und Fotos über das Delfinarium im Vergnügungspark ConnyLand in Lipperswil – dem einzigen Delfinarium in der Schweiz – veröffentlicht.
Zu Schluss wäre der Delfin so sehr geschwächt gewesen, dass er nicht mehr aus eigener Kraft zum Atmen an die Oberfläche schwimmen konnte. Zwischen den ersten akuten Krankheitssymptomen im April 2008 bis zu ihrem herbeigeführten Tod im Juli 2009 hätte die Delfindame Cheespa leiden müssen. Lediglich vier Urinproben seien in dieser Zeit durchgeführt worden. Da das Tier an einer chronischen Nierenerkrankung litt, hätten die spezifischen Urinproben fortlaufend entnommen werden müssen. Auch Ultraschalluntersuchungen seien nur dreimal während der akuten Erkrankung durchgeführt worden.
Der Tod des Delfins Cheespa sollte nach Aussage der beiden Organisationen ursprünglich nicht veröffentlicht werden, aber als ConnyLand den Namen der totgespritzten Delfinmutter aus der Schautafel entfernte, hätten die Zuschauer begonnen, Fragen zu stellen und der Park hätte den Tod bestätigen müssen.
Ebenso soll der Tod von zwei der drei verstorbenen Delfinbabys der letzten drei Jahre der Öffentlichkeit verschwiegen worden sein. Die Geburt eines Babys durch die Delfinmutter Chicky am 20. Juni 2008 gab der Park noch bekannt. Verschwiegen worden sei der Tod, der nach neun Tagen eintrat. Als das am 30. Juni 2008 geborene Baby des Delfins Cheespa mit Namen Silver am 7. August auch noch verstarb, wurde der Eindruck vermittelt, dass es sich um das erste Baby gehandelt habe und damit der Park nur ein Baby verloren hätte. Die Geburt des Delfinbabys Secret am 27. August 2009 und den Tod am 13. September 2009 hätte ConnyLand ebenfalls verschwiegen.
Verantwortlich machen die Tierschützer nicht nur Robert Gasser, sondern auch den zuständigen Veterinär Paul Witzig und den Regierungspräsidenten des Kanton Thurgau, Kaspar Schläpfer. Sie seien im Vorfeld der jetzigen Veröffentlichungen über Missstände informiert gewesen und hätten fast nichts unternommen. Schläpfer drohte dem WDSF in einer E-Mail sogar: „Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Ihre Vorwürfe gegen mich, meine Mitarbeiter und auch gegen das Conny-Land unter Umständen den Tatbestand der Nötigung und/oder der Ehrverletzung erfüllen können. Ich ersuche Sie deshalb in aller Form, die Erhebung unberechtigter Vorwürfe zu unterlassen.“
Weitere Vorwürfe sind unter anderem, dass das Anfassen und Küssen der Delfine durch Zuschauer die Infektionsgefahr für die sensiblen Meeressäuger erhöhe. In den Beckenbereichen würden die Delfine durch herumliegenden Müll gefährdet. Das Surfen der Trainer auf den Schnauzen der Tiere beanstanden die Tierschützer als inakzeptabel und veröffentlichten ein Foto solch eines verwendeten Delfins mit schweren Verletzungen im Kinnbereich. Ihre Sorge gilt auch dem zwei Monate alten Delfin-Baby aufgrund der unmittelbaren Nähe zu den lautstarken Fahrgeschäften. Weitere Informationen unter www.wdsf.de
Bild: Totes Delfinbaby aus ConnyLand. Quelle: Wal- und Delfinschutz-Forum
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