Die Eingeborenen Borneos nennen die Nasenaffen „Kera Bellanda“ – Holländeraffen, weil ihre geschwollen wirkenden roten Nasen denen sonnenverbrannter Europäer ähneln.
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Ihre Nase wird mit fortschreitendem Alter immer größer, so dass alte Männchen sie manchmal beim Essen zur Seite schieben müssen, um Futter in den Mund stecken zu können. Etwas merkwürdig erscheint es schon, dass man die Nasenaffen (Nasalis larvatus) zu den so genannten Schlankaffen zählt. Das, was neben ihrer großen Nase am meisten auffällt, ist nämlich ihr ziemlich dicker Bauch.
Nahrung
Aber der kommt nicht von ungefähr; Nasenaffen sind Blattesser und Blätter sind nicht gerade eine leicht verdauliche Nahrung. Sie sind auch nicht besonders energiereich, so dass eine große Menge aufgenommen werden muss und Nasenaffen ständig mit dem Fressen beschäftigt sind. Um aus der kargen Kost doch noch genügend Energie zu gewinnen, haben Nasenaffen einen kompliziert gekammerten Magen, der dem der Wiederkäuer, die ja mit denselben Problemen zu kämpfen haben, nicht unähnlich ist.
Aussehen
Ausgewachsene Nasenaffen sind relativ große Tiere. Die Männchen werden über 70 cm lang und bis zu 24 kg schwer, während die Weibchen mit einer Länge bis zu 60 cm und einem Gewicht von nur 12 kg wesentlich kleiner sind.
Die Schwänze der Nasenaffen sind etwa so lang wie der Rumpf. Nasenaffenkinder haben erst ein blaues Gesicht. Die Farbe des Fells ist ziegelrot, an der Körperunterseite und den Wangen wird es heller und an den Armen und Beinen geht es in einen Grauton über.
Das Merkmal, das am meisten ins Auge fällt, ist aber die lange, gurkenförmige Nase der männlichen Nasenaffen. Die Nasen der Weibchen und der Jungtiere sind ebenfalls nicht gerade klein, von den Ausmaßen der Nasen der Männchen aber weit entfernt.
Fortbewegung
Nasenaffen bewegen sich in den Bäumen sehr geschickt. Sie können sich sowohl mit Hilfe der Hände schwingend fortbewegen, als auch auf allen vieren über die Äste laufen. Wenn Nasenaffen es eilig haben, springen sie mit weiten Sätzen von Ast zu Ast. Diese Fortbewegungsweise bevorzugen sie, wenn sie Flüsse überqueren oder vor Feinden, wie dem Nebelparder, einer mit dem Tiger verwandten Katze, fliehen müssen. Wenn es keine Möglichkeit zur Flucht mehr gibt, lassen sie sich auch aus großer Höhe einfach ins Wasser fallen.
Nasenaffen sind hervorragende Schwimmer und Taucher. Dies ist nicht ganz alltäglich, gilt der überwiegende Teil der Affenverwandtschaft doch eher als wasserscheu. Aber der Lebensraum, den die Nasenaffen bewohnen, mit all seinen Wasserläufen im Bereich der Flußmündungen, fordert geradezu ein gutes Schwimmvermögen. Es kommt dennoch vor, dass Nasenaffen von der Flussströmung auf das offene Meer getrieben werden.
Lebensraum und Lebensweise
Nasenaffen kommen ausschließlich auf der südostasiatischen Insel Borneo vor, wo sie vor allem Tieflandregenwälder und die Mangrovenwälder der Flussmündungen bewohnen. Sie sind Baumbewohner, die in Gruppen von 10 bis 30 Tieren umherziehen.
Meist leben in der Gruppe mehrere Männchen, es kommen aber auch Gruppen mit nur einem erwachsenen Männchen vor. Ausgewachsene männliche Nasenaffen sind imposante Gestalten. Gegenüber Mitgliedern anderer Gruppen sind sie sehr angriffslustig. Bevor es zu einem Kampf kommt, wird aber zunächst versucht, die Fronten durch Drohverhalten zu klären. Hierbei werden mit lautem Spektakel Äste geschüttelt und Drohrufe ausgestoßen.
Viele Verhaltensweisen der Nasenaffen und Einzelheiten ihres Soziallebens im Freiland sind aber weitgehend unbekannt. Langfristige Studien von freilebenden Nasenaffengruppen sind sehr schwierig, da Beobachtungen in den Mangrovenwäldern nur vom Boot aus möglich sind. Trotz der Unzugänglichkeit seines Lebensraumes gilt der Nasenaffe als gefährdet, da Lebensraumzerstörung auch hier nicht halt macht.
Quellennachweis: © NatureCom
Artenschutz und Zoo – verträgt sich das?
Der Fang von Nasenaffen für den Tierhandel war bis vor 20 Jahren minimal gewesen und stellte keine nennenswerte Gefahr für die Tiere dar. Seit einiger Zeit steigt die Nachfrage nach den attraktiven Klettertieren seitens der zoologischen Gärten jedoch stetig, was den Rückgang der Nasenaffenbestände zusätzlich beschleunigt.
Nicht nur müssen in der Regel mehrere Tiere ihr Leben lassen, bis ein unverletzter Nasenaffe in die Hand der Tierfänger gerät; die aus der freien Wildbahn stammenden Tiere werden in Gefangenschaft auch rasch depressiv, weshalb ihre Sterblichkeit in Menschenobhut sehr hoch ist.
Ungezählte Individuen müssen sterben, bis ein Zoo „stolzer“ Besitzer einer gesunden Nasenaffengruppe ist. Es gilt dringend, den Schwarzhandel mit Nasenaffen zu unterbinden. Vorderhand hapert es aber auch hier noch am Vollzug der bestehenden Schutzverordnungen.
Quelle und Linktipp: Zoologieseiten von Markus Kappeler
Was hat Ihr Edelholz mit Artensterben zu tun?
Tropenholz und die große Öko-Lüge: Eine Analyse von PRO WILDLIFE zeigt die Bedrohung von Affen durch die Tropenwaldzerstörung und die Gefahren sogenannter „Ökosiegel“ auf: Alle sechs Menschenaffen-Arten (Sumatra- und Borneo Orang-Utan, Schimpanse, Bonobo, Westlicher und Östlicher Gorilla) sowie zahlreiche weitere hochbedrohte Primaten (z.B. Nasenaffen, Drills, Preuss-Meerkatzen) leiden direkt an den Folgen des ungebremsten Holzeinschlags. Holzeinschlag und Wilderei sind eng miteinander verflochten: Wilderer nutzen die Erschließung unzugänglicher Waldgebiete durch die Holzfällerstraßen. Sie versorgen die Holzfällercamps mit Fleisch, vielerorts sind Affen die bevorzugte Beute (Bushmeat). Das gewilderte Fleisch wird mit Holztrucks zu den Absatzmärkten in den Städten transportiert.
Quelle Bild: pixabay